Im Deutschen Kaiserreich von 1871 bis 1918 stehen die bürgerlichen Gesangvereine stramm an der Seite von Kaiser und Vaterland. Die Chöre sind ergebenes Beiwerk einer nationalistisch und patriotisch geprägten Periode, die schließlich in der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts mündet. Auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges sterben unzählige Sänger. Erstaunlich schnell erholt sich das Chorwesen in der Weimarer Republik (1918-1933). Die Kriegsfolgen lassen sich mit gemeinschaftlichem Gesang besser ertragen. Konzerte und Sängerfeste finden großen Zulauf.
Am 13. Oktober 1919 findet in Düsseldorf nach kurzem Vorlauf die Gründung der Vereinigung Düsseldorfer Männergesangvereine e.V. statt, an der sich 30 Chöre beteiligen. Ziel sind
gemeinsame Konzerte, um „dem kunstliebenden Publikum etwas Außergewöhnliches zu bieten“. Das erste Gemeinschaftskonzert findet schon ein Jahr später mit 600 Sängern im überfüllten, 2.300 Personen
fassenden Kaisersaal der Städtischen Tonhalle statt.
1921 veranlasst der Rheinische Sängerbund als Regionalverband des Deutschen Sängerbundes die Gründung eines Unterbundes Düsseldorf. Bis dahin ist der Quartett-Verein 1853 der einzige Düsseldorfer Mitgliedschor im DSB. Als immer mehr Chöre von der Vereinigung Düsseldorfer Männergesangvereine e.V. zum DSB-Unterbund wechseln, wird 1927 der Zusammenschluss beschlossen. Von nun an besteht die rund 60 Vereine umfassende Sängergemeinschaft als „Unterbund Düsseldorf des Rheinischen Sängerbundes im DSB“.
Die mit der Industrialisierung einhergehende Spaltung der Gesellschaft in Arbeiterklasse und Bürgertum spiegelt sich auch bei den Männergesangvereinen wider. Zunehmend gründen sich Arbeitergesangvereine, die sich als Teil der Arbeiterbildung verstehen und zu deren Repertoire klassenkämpferische Tendenzlieder gehören. 1877 wird in Gotha der Erste Deutsche Arbeiter-Sängerbund gegründet, 1892 entsteht als Teil der erstarkenden Sozialdemokratie die Liedergemeinschaft der deutschen Arbeitergesangsvereine mit damals schon 16.000 Mitgliedern. 1908 entsteht hieraus der Deutsche Arbeiter-Sängerbund, der sich als Gegengewicht zum bürgerlichen Deutschen Sängerbund verstand.
Auf Anregung von Ferdinand Lassalle (1825-1864), einem der Wortführer der frühen deutschen Arbeiterbewegung und einem der Gründerväter der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, wird 1863 in Frankfurt am Main der erste Arbeitergesangverein „Sängerbund“ gegründet. An ihn und sein Wirken in Düsseldorf erinnert eine Gedenkstätte im Park des Schlosses Kalkum.
Geburtsstunde des Chorverbandes
Bei einem der ersten Sonntags-Frühschoppen nach dem Ersten Weltkrieg treffen sich in der Gaststätte Frankenheim an der Wielandstraße einige Sänger des MGV Philomele
1882, des MGV Concordia 1859 und des Düsseldorfer MGV e.V. 1902 und initiieren die Gründung einer Interessengemeinschaft der Düsseldorfer Männerchöre.
Für den 13. Oktober 1919 werden die Vertreter der Gesangvereine in die Gaststätte „Zum alten Brauhaus“ in der Schadowstraße 22 eingeladen. Mit 30 Männerchören wird dort die „Vereinigung Düsseldorfer Männergesangvereine e.V.“ gegründet. Erster Vorsitzender wird Emil Kraushaar (MGV Concordia 1859), zweiter Vorsitzender wird Martin Lüngen (Düsseldorfer Männergesangverein e.V. 1902).