Vom 29. Juni bis 21. Juli 2019 fand im Stadtmuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf die Ausstellung "100 Jahre Chorverband Düsseldorf e.V." statt. Gezeigt wurden zehn thematische Schautafeln sowie zahlreiche Exponate aus den Beständen der Chöre.
Zu Beginn der Ausstellung wurden Zeichnungen und Collagen von jungen Sängerinnen und Sängern der Kinderchöre im Chorverband Düsseldorf gezeigt. Die Kinder waren aufgerufen, zum Thema "Ich und mein Chor" selbst gemalte Bilder beizusteuern.
Plakate aus verschiedenen Jahrzehnten gaben einen Einblick in die Vielfalt der Chorkonzerte und anderer kultureller Veranstaltungen der Chöre.
Chorleiterinnen und Chorleiter von damals bis heute wurden porträtiert, ebenso Sängerinnen und Sänger von jung bis alt.
Blick in den zweiten Ausstellungsraum.
Das Protokollbuch des MGV Liederkranz Unterbach 1874 (erster Eintrag ist die Niederschrift der Generalversammlung vom 28. Januar 1914) gibt Auskunft darüber, dass auf der Vereinsversammlung am 4. August 1923 von den 24 anwesenden Sängern einstimmig der Beitritt zur „Sängervereinigung“ (Vereinigung Düsseldorfer Männergesangvereine e.V.) beschlossen wurde.
Ein weiteres Exponat war das Kassenbuch des MGV Liederkranz Unterbach 1874 (für den Zeitraum von 1924 bis 1980). Darin interessante Einträge: Im Jahr 1925 betrug
das „Dirigenten Salär“ (Honorar für den Chorleiter) 15 Reichsmark und wurde nach jeder Probe ausgezahlt. Für gesellige Veranstaltungen fiel damals noch die „Lustbarkeitssteuer“
(Vergnügungssteuer) an.
Auch Liederbücher waren Teil der Ausstellung: Das kleine grüne Liederbuch (vorne links, Ausgabe von 1974) mit dem Titel „Des Sängers Trabant“ war dank des
Westentaschenformats für viele Männerchor-Sänger ein ständiger Begleiter. (Leihgabe aus dem Nachlass des MGV Arion 1867)
Das mehrteilige „Volksliederbuch für Männerchor“ (im Vordergrund) – herausgegeben auf Veranlassung von Kaiser Wilhelm II. – erschien erstmals 1906 im Verlag C. F. Peters in Leipzig. Im Volksmund
hieß es „Des Kaisers Liederbuch“ oder kurz „Kaiserliederbuch“. Die umfangreiche Sammlung von 610 Volksliedern gehörte auch in den 1930er-Jahren noch zur Standardliteratur der MGV. (Leihgabe des
Männerchor Düsseldorf-Unterbach 1874)
Das älteste Exponat in der Ausstellung war eine handbestickte Fahne des MGV Liederkranz Unterbach 1874 , damals der ganze Stolz der Chorsänger. Zu Festumzügen wurde sie vorweg getragen, zu Konzerten auf der Bühne präsentiert. Im Gegensatz zum Schützenwesen spielt die Vereinsfahne bei heutigen Chören keine Rolle mehr.
Im zweiten Ausstellungsraum wurden des Weiteren gezeigt: eine Originalausgabe der Musiker-Zeitung von 1919, also aus dem Gründungsjahr des heutigen Chorverbandes
Düsseldorf, und handschriftliche Notenblätter von 1910 – aus dem Archiv des Hochdahler MGV 1909.
Die handbestickte Fahne des MGV „Concordia“ Unterrath 1920 zeigt einen von
Eichenblättern umkränzten Sänger mit Leier. Auf der Rückseite befindet sich neben dem Düsseldorfer Stadtwappen und anderen Symbolen der Spruch „In Freud’ und Leid zum Lied bereit“, der im 19.
Jahrhundert bei Chören beliebt war. Wie die Fahnenbänder des Männerchores Eintracht 1883 Unterrath (links), die traditionell von den „Damen des Vereins“ zu bestimmten Anlässen
gestiftet wurden, stammten die Exponate aus dem Archiv der Chorfreunde Düsseldorf-Nord 1882.
Ausgestellt waren auch zwei Schallplatten: Opernchöre aus „Carmen“, „La Bohéme“ und „Die Zauberflöte“ sind auf einer Aufnahme des Polizei-Gesang-Verein Düsseldorf 1958 e.V. zu hören, die 1972 im Robert-Schumann-Saal Düsseldorf aufgezeichnet wurde. Das Lied „Hoch auf dem gelben Wagen“, das kurz vor der Wahl Walter Scheels zum Bundespräsidenten im Jahr 1974 zusammen mit dem Düsseldorfer Männergesangverein e.V. 1902 für eine Fernsehshow eingespielt wurde, war damals als Benefiz-Schallplatte erfolgreich und belegte Platz fünf der deutschen Single-Charts.
Eine Leihgabe des Frauenchor Erkrath 1997 war ein Backstage-Pass von der BAMBI-Verleihung am 29. November 2007. Im Düsseldorfer Kongresszentrum wurde Deutschlands wichtigster Medienpreis u. a. an die italienische Schauspielerin Sophia Loren und Hollywood-Star Tom Cruise vergeben. Mit dabei waren auch die Sängerinnen vom Frauenchor Erkrath 1997, die zusammen mit Moderator Harald Schmidt dort ihren großen Auftritt hatten. Der Backstage-Pass war das wichtigstes Utensil an jenem Tag.
Blick in den dritten Ausstellungsraum.
Ehrenurkunde für den Trillser M.G.V. (Leihgabe des Hochdahler MGV 1909) | Vom 7. bis 9.
Mai 1927 veranstaltete der Quartettverein Leubsdorf am Rhein einen Gesangswettstreit, an dem auch der damalige Trillser M.G.V. teilnahm. Die Sänger aus Hochdahl konnten sich über drei erste
Preise in der 1. Landklasse freuen.
Der „Sängerkrieg auf der Wartburg“ war ein beliebtes Motiv im 19. Jahrhundert, das auch von Richard Wagner in seiner Oper „Tannhäuser“ aufgegriffen wurde. Das Metallrelief aus dem Jahr 1934 wurde zum Gesangswettstreit in Hochdahl (16./17./18. Juni 1934) gefertigt, den der damalige Trillser M.G.V. anlässlich seiner 25-jährigen Jubelfeier veranstaltete. (Leihgabe des Hochdahler MGV 1909)
Auch das zweite Metallrelief (vermutlich ebenfalls von 1934) stammt aus dem Archiv des Hochdahler MGV 1909. „Grüß Gott, grüß Gott mit hellem Klang“ rufen drei Sänger einem Wandersmann zu, der offenbar auf dem Weg ins Gasthaus „Zum grünen Kranze“ ist. Findet dort gleich eine Chorprobe statt?
In einer zweiten Vitrine waren weitere Exponate ausgestellt, darunter eine reich verzierte Fahnenspitze von 1892 (links) des Bilker Liederkranz 1867 (ein Geschenk zum 25-jährigen Stiftungsfest) mit zahlreichen Erinnerungsmedaillen von Teilnahmen des Chores an Gesangswettstreiten. Ebenso aus dem Archiv der Sangesfreunde Düsseldorf-Bilk 1858 stammte ein Dirigentenstab, der zur Gründung des MGV Sanssouci 1904 gestiftet wurde.
Mit einem modischen Blick auf die Chorszene endete der Rundgang durch die Ausstellung: In den 1960er-Jahren trugen die jungen Sängerinnen des Düsseldorfer Mädchenchores bei ihren Auftritten einen adretten Faltenrock und über der weißen Bluse eine weinrote Cordweste. Heute tritt der Mädchen- und Jungenchor in schwarz auf – mit roter Filzrose als Accessoire.
Fotos und Texte: Oliver Erdmann